Iberia, A320 Business Class

Madrid – Marrakesch

Für eine Kurzreise nach Marrakesch war Iberia mit etlichen Verbindungen und günstigen Flugzeiten ab/nach Frankfurt via Madrid eine attraktive Option. Da Iberia in der Kurzstrecken-Economy Class mit äußerst enger Bestuhlung und ausschließlichem Bezahlservice wenig überzeugend ist, wurde die Business Class gebucht. Die Reise bestand aus vier in Bezug auf den Service-Ablauf weitgehend ähnlichen Segmenten. Für den Review habe ich explizit eines ab dem eigenen Hub (Madrid) herausgesucht um das Ground Handling mitbewerten zu können. Zwei weitere Segmente ab anderen Flughäfen (Frankfurt und Marrakesch) sind als Kurzbericht angefügt. 

Leider traf ich leicht verspätet aus Frankfurt ein und hatte eine kurze Verbindung, sodass ich keine Chance hatte, die sehr gute Velazquez Lounge zu besuchen. Die Non-Schengen-Flüge werden im Satellitenterminal (T4S) abgefertigt, sodass ein langer Weg zu bewältigen war und die EU-Ausreise passiert werden musste. An der Ausreise gab es keinen Fast Track für Business Class und Statuskunden, aber zum Glück auch ohne Fast Track keine Wartezeit. Zum Satellitenterminal fährt eine Bahn, die mich gerade noch rechtzeitig zum Gatebereich brachte, wo das Boarding bereits nahezu abgeschlossen war.

Der Einstieg erfolgte über eine Fluggastbrücke. Ich nahm Sitz 2F im A320 ein. Da auf der rechten Seite Reihe 1 fehlt, handelte es sich um einen Bulkhead-Sitz, der etwas zusätzliche Beinfreiheit hatte. Die Business Class ging bis Reihe 6 und war mit 22 Passagieren voll ausgelastet, was mich für einen Nordafrika-Flug am Wochenende sehr verwunderte. Auch die Economy Class war voll.

Der Sitz selbst unterscheidet sich wie bei vielen europäischen Kurzstrecken Business Class-Produkten nicht von dem der Economy Class, allerdings war ein freier Mittelsitz garantiert. Die Polsterung war in Ordnung und die Rückenlehne konnte einige Grad nach hinten geneigt werden. Sowohl die Beinfreiheit als auch die Neigung der Rückenlehne sind im vorderen Teil des Flugzeugs etwas großzügiger. Sollte man in der Economy Class reisen und keinen Platz am Notausgang bekommen, empfiehlt daher sich ein Sitzplatz in Reihe 8 oder davor, falls die variabel abtrennbare Business-Sektion nicht bis Reihe 8 reicht. Steckdosen waren am Sitz leider nicht vorhanden.

An Bord gab es keine persönliche Begrüßung und leider auch keinen Getränkeservice vor dem Abflug. Gerade nach der Hetzerei um den Anschluss noch zu bekommen wäre ein Glas Wasser oder Orangensaft wohltuend gewesen. Kissen und Decken wurden nur auf Nachfrage ausgegeben. Immerhin wurden Zeitungen gereicht. Mit der Financial Times war auch ein englischsprachiges Exemplar vorhanden. Das Bordmagazin in der Sitztasche war fotografisch und inhaltlich hochwertig. Ein Entertainmentsystem mit Filmen und Musik gab es hingegen nicht.

Nach dem pünktlichen Start wurden Menükarten für das Mittagessen ausgeteilt, die aus einem einzelnen Blatt bestanden. Eine Auswahlmöglichkeit bestand nur beim Hauptgericht. Ich hatte das vegetarische Menü vorreserviert, wozu ein Anruf bei der Hotline nötig war. Eine Getränke- und Weinliste suchte man vergeblich.

Mein Hauptgericht bestand aus Reis und Gemüse. Das Gemüse war halbwegs aromatisch, der Reis leider sehr trocken und musste mit etwas Butter versehen werden. Diese wurde zusammen mit einer kleinen Brötchenauswahl in einem Brotkorb angereicht. Der Salat war frisch, das Dressing aus der Tüte hingegen ein Stilbruch. Das Obst war exzellent – dünn geschnitten, saftig und geschmacksintensiv. Eine etwas größere Vielfalt der Obstschale würde man sich in der Business Class dennoch wünschen. Apropos Vielfalt: Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich das identische Gericht auch bei beiden Segmenten des Rückflugs erhalten würde. So wenig Abwechslung ist enttäuschend und es ist immer wieder erschreckend, wie wenig Mühe sich die Airlines teilweise selbst in den Premiumkabinen bei den Sondermenüs geben. Auch die Präsentation des Tabletts ohne Tischdecke, dafür mit vielen Folien, wirkte nicht attraktiv.

Unschön war auch, dass erst während des Mittagessens der erste Getränkeservice stattfand. Ich wünschte einen Cava (spanischer Schaumwein), der nicht auf dem Trolley vorhanden war und erst auf explizite Nachfrage aus der Galley beigebracht wurde. Manchmal lohnt sich eben ein wenig Insider-Wissen um das Optimum aus dem Flug herauszuholen. Es handelte sich zwar um kein besonders hochwertiges Produkt, aber der Cava war als Begleiter zum Essen vollkommen in Ordnung.

Beim Getränkedurchgang wurde zudem Wasser aktiv angeboten, allerdings nur stilles. Wie der Cava wurde auch das Sprudelwasser erst auf Nachfrage aus der Galley herbeigezaubert. Das galt auch für Salz und Pfeffer. Schade, dass solche Details nicht proaktiv angeboten werden oder gar schon auf dem Tablett beigelegt sind. Generell wirkte der Service auf diesem Flug äußerst uninspiriert.

Anschließend gab es noch Kaffee oder Tee. Ich fragte nach dem kalorienarmen Mahl nach Kuchen oder Keksen und war positiv überrascht, dass es Creme Tropical Kekse gab. Schön war auch das Blättchen Lindt-Schokolade auf dem Kaffee-Tablett.

Eine Stunde vor der Landung suchte ich noch den Waschraum auf, der sich in einem sauberen Zustand präsentierte. Toilettensitzabdeckungen waren vorhanden, jedoch keine Desinfektionstücher. Dass auf der Toilette die Seife in winzigen Einmalportionen abgepackt ist, wirkte weder hochwertig noch umweltschonend. Zahnbürsten oder andere Komfortartikel suchte man vergeblich.

Nach dem sehenswerten Anflug auf Marrakesch landeten wir pünktlich und rollten zu einer Vorfeldposition. Von dort liefen wir zu Fuß zum Flughafengebäude. Das moderne Terminal überzeugte nicht nur mit seiner Fassadengestaltung, sondern auch seinem Interieur. Die Wartezeit an der Einreise betrug nur 3 Minuten. Da ich nur Handgepäck hatte, war ich nach dem Geldwechsel und einer kurzen Zollkontrolle nach nur wenigen Minuten bereit zum Hotel-Transfer. Mein Fahrer hat eine so schnelle Abfertigung wohl nicht einkalkuliert, weswegen ich noch eine Viertelstunde auf sein Eintreffen warten musste. 

Bewertung und Fazit

Ground Handling

Getränke

Serviceablauf

Sitz und Ausstattung

Komfort-Artikel

Mahlzeiten

Entert. & Business

%

Gesamtwertung

Ein umgewandelter Economy-Sitz in der Business Class mag in Europa weitgehend Standard sein, im weltweiten Vergleich ist er das zum Glück aber nicht. Während der Sitz die Punktewertung trübt, bietet Iberia bei der Verpflegung einen soliden Standard. Leider verkaufte sich Iberia mit einem wenig proaktiven Service (auch bei den anderen drei getesteten Segmenten) unter Wert und hätte eigentlich einige Kleinigkeiten in petto, die das Produkt gegenüber manch noch liebloserem Konkurrenzangebot in Europa herausheben könnten. Die Chance wurde vertan und daher bleibt die Wertung bei eher mageren 40%.

Rückflug Marrakesch – Madrid

Der Iberia-Check In in Marrakesch war gut organisiert und effizient. Bedauerlich war, dass man mit dem Iberia Business-Ticket den Fast Track bei Zoll, Sicherheitskontrolle und Ausreise nicht nutzen konnte. Die zur Verfügung stehende Royal Air Maroc Lounge war leider in der hintersten Ecke des Terminals und der Weg lohnte sich nicht. Das Design war noch halbwegs erträglich und die Toiletten sauber, aber das Catering war miserabel. Das Boarding war chaotisch und wir mussten längere Zeit vor dem Terminal in der prallen Sonne stehen, bis wir endlich zum Flugzeug laufen durften. Ich hatte Sitz 1C, der eine passable Beinfreiheit bot, da ein Ausstrecken der Beine an der Trennwand vorbei in den Gang möglich war. Zeitungen waren leider nur auf Spanisch und Französisch vorhanden. Zum Abendessen gab es genau das gleiche Gericht wie auf dem Hinflug und auch der Service war leider gleich passiv. Wertung: 37 %

Frankfurt – Madrid

Der Flug von Frankfurt nach Madrid war im Vergleich zu den anderen Iberia-Segmenten ein deutlicher Ausreißer nach unten. Die Iberia-Lounge in Frankfurt zählt zu den kleinsten und kulinarisch schlechtesten Lounges, die ich bisher besucht habe. Ich hatte beim Online Check In einen Bulkhead-Sitz (2F) ausgesucht, der nun durch einen Equipment-Change von A320 auf A319 in einer normalen Reihe ohne zusätzliche Beinfreiheit lag. Der uralte Sitz mit sehr geringer Beinfreiheit und ohne Rückstellmöglichkeit der Rückenlehne war eine Zumutung. Zur Erinnerung: Wir sprechen über einen Business Class Flug. Als vegetarisches Frühstück wurden wenig aromatische und fettige Polenta-Taler mit Gemüsebeilage gereicht. Kissen und Decke gab es nur auf Nachfrage und generell war der Service wenig proaktiv. Da habe ich bei vergleichbarer Distanz in Asien und im arabischen Raum schon Economy-Flüge erlebt, die bei Sitz, Mahlzeit, Komfortartikeln und Entertainment einen besseren Standard geboten haben. Mit 28% gibt es daher die schlechteste bisher von uns für einen Business Class-Flug vergebene Wertung, punktgleich mit der Low Cost Airline Scoot.

 

 

Kontaktiere uns!

1001 Journeys
Kontakt@1001-journeys.com

Bewertung und Fazit