Vietnam Airlines, Business Class, A330-200
Hanoi – Ho Chi Minh Cito
Vietnam hat eine große Nord-Süd-Ausdehnung, sodass 2- bis 3-stündige Inlandsflüge keine Seltenheit sind. Vietnam Airlines setzt regelmäßig Großraumflugzeuge zwischen Hanoi und Ho Chi Minh City ein, sodass sich die Business Class lohnen kann, wobei das tatsächlich verwendete Gerät aufgrund von Equipment Changes zum Buchungszeitpunkt kaum vorhersehbar ist. Auch bei mir sollte es nichts werden mit der neuen Business Class im Dreamliner, die ich mir bei der Buchung eigentlich ausgesucht hatte. Stattdessen gab es den A330-200.
Ich traf 1:40 h vor Abflug am Domestic Terminal in Hanoi ein. Der Check In Bereich war sauber aufgeteilt für Economy, Business und Skyteam Statuskunden, wobei in der großen Halle nur drei Premium-Schalter besetzt waren. Die Business Class ist offensichtlich nicht stark nachgefragt, so auch auf dem Testflug, bei dem nur 8 von 24 Sitzen belegt waren. Ich bekam den rechten Fenstersitz in der ersten Reihe (1K) und der Nebensitz wurde geblockt. Ein Priority-Anhänger kam an das Aufgabegepäck und ich erhielt eine Einladungskarte für die Vietnam Airlines Lounge.
Anschließend musste ich kurz zum „Luggage Recheck“ in ein Nebenzimmer hinter den Check In-Schaltern. Das Ganze war nach 10 Sekunden erledigt, der Koffer wurde durch einen Scanner gefahren, es gab keine manuelle Nachkontrolle.
An der eigentlichen Sicherheitskontrolle gab es eine „VIP“-Linie, die ich nutzen konnte. Ohne Wartezeit wurde die Kontrolle passiert. Von hier waren es wenige Schritte und eine Rolltreppenfahrt zur Lotus Lounge. Rein architektonisch und vom Platzangebot hatte die Lounge durchaus Potential. Die Essensauswahl war für Nichtvegetarier für eine Domestic Lounge umfangreich, für Vegetarier aber leider schmal.
Von der Ansage unseres Boardings in der Lounge bis zum Beginn desselben dauerte es ca. 3 Minuten. Das Intervall war ideal gewählt um das Priority Boarding bei sofortigem Aufbrechen noch nutzen zu können. Das Boarding war sauber vorbereitet mit zwei separaten Schlangen, aber das Priority Boarding dann durch gleichzeitigen Beginn des Einsteigens in der Y-Schlange etwas verwässert. Allerdings hatten wir ein Bus-Boarding und es gab einen separaten, kleineren Bus für Business-Gäste.
An Bord gab es keine Begrüßung. Es wurde wortlos der Weg zum Sitz gewiesen. Dieser wirkte bereits auf den ersten Eindruck veraltet und abgenutzt. Es handelt sich um einen angewinkelten Liegesitz mit einem sehr deutlichen Neigungswinkel gegenüber der Horizontalen. Die Gesamtlänge von der Kopf- bis zur Fußstütze war für mich deutlich zu kurz. Für die Kurzstrecke ist das natürlich ein willkommenes Sitzprodukt, auf der Langstrecke wäre an einen entspannten Schlaf jedoch nicht zu denken. Ein ausklappbares Schild zwischen den Armlehnen sorgt für ein wenig mehr Privatsphäre, wenn der Nebensitz belegt ist.
Der Sitz war mit individuellen Monitoren ausgestattet. Meine Nachfrage nach Kopfhörern war allerdings erfolglos und das Audio & Video-System war während des Flugs auch nicht aktiviert. Zeitungen gab es zunächst nur vietnamesische. Auf explizite Nachfrage nach englischen Exemplaren wurde zunächst ein Propagandamagazin über die aktuelle Wirtschaftsentwicklung in Vietnam gereicht, wenig später dann noch eine brauchbare lokale Tageszeitung.
Am Sitz befanden sich keinerlei Komfortartikel, insbesondere fehlte ein Kissen. Eine leichte Decke wurde später gebracht. Nach einigen Minuten wurden lauwarme Handtücher gereicht. Zudem gab es Saft oder Wasser als Welcome Drink. Champagner war nicht verfügbar.
Zudem wurden Menükarten ausgegeben. Es gab keine spezifische Menükarte für dieses Flugsegment, sondern eine allgemeine Karte, je nach Tageszeit. Ich hatte hier leider ausnahmsweise vergessen, ein vegetarisches Sonderessen zu reservieren. Ärgerlicherweise gab es kein vegetarisches Hauptgericht auf der regulären Karte, was enttäuschend ist. Auch meine Nachfrage nach einem vegetarischen Gericht aus der Economy Class wurde negativ beschieden, dort gab es nämlich auch keine. Also blieb nur, vom Beef Gericht das Fleisch wegzulassen.
Menüwünsche wurden erst nach dem leicht verspäteten Abflug aufgenommen. Dem entsprechend lange dauerte es, bis das Essen aufgetischt wurde. Es gab vorher auch keine Getränkerunde und kein Snack. Zu kritisieren ist weiterhin, dass meine Cola Light in der Dose aufgetragen und nicht ansprechend serviert wurde (keine Zitrone, kein Eis). Der Wein war akzeptabel, aber letztlich kein hochwertiges Produkt und auch geschmacklich nichts, was in Erinnerung blieb. Zu kritisieren ist auch, dass nur eine Sorte Weiß- und Rotwein verfügbar war und kein Schaumwein. Auch bei den Heißgetränken war die Auswahl übersichtlich.
Das Menü wurde komplett auf einem Tablett aufgetragen. Leider werden die Gerichte hier nicht wie bei manchen Airlines in Einzelkomponenten geladen, sondern fertig in der Schale angerichtet, sodass meine Pasta nicht ohne Soßenrückstand blieb. Immerhin hat sich das Personal bemüht. Der Salat mit Dressing aus dem Plastikbecher war zu salzig und zu klein. Das Obst war lieblos präsentiert und nicht sehr geschmacksintensiv. Das beste am Dinner war das Knoblauchbrot, von dem Nachschub angeboten wurde. Der nach dem Essen gereichte Kaffee war – wie unschwer zu erkennen ist – ein Instant Produkt.
Nach dem Essen wurde der Waschraum in Augenschein genommen. Der Eindruck war relativ sauber und es gab Toilettensitzabdeckungen, allerdings keine desinfizierenden Tücher. Zahnbürsten oder sonstige Komfortartikel sucht ich vergeblich, nur Seife, Wasser und dünne Papierhandtücher waren vorhanden.
20 Minuten vor der Landung folgten erneut (dieses Mal heiße) Handtücher, zusammen mit einem Glas stillem Wasser. Der Sitz ließ sich erst nach einem Elektronik-Reset wieder in die aufrechte Landeposition versetzen.
Wir kamen 16 Minuten verspätet am Gate an. Wir hatten eine Parkposition am Terminal (mit Fluggastbrücke), aber dennoch fand ein Bustransport zur Gepäckausgabe statt. Selbige dauerte für einen Flug, bei dem die meisten Gäste kein Freigepäck hatten, erheblich zu lang. Ich brauchte 29 min von der Ankunft am Gate bis zum Verlassen des Sicherheitsbereichs. Eine Minute davon war allerdings sinnvoll investiert. Es gab am Ausgang eine Kontrolle der Übereinstimmung von Gepäckabschnitt und mitgenommenem Gepäck inklusive Abriss des Gepäckabschnitts. Das habe ich bisher noch nirgendwo sonst gesehen, ist aber prinzipiell eine gute Idee und ging relativ zügig. Vom Flughafen zum Hotel im Zentrum von Ho Chi Minh City hatte ich einen privaten Chauffeur gebucht, der mich in der Ankunftshalle in Empfang nahm.
Fazit/ Bewertung
Ground Handling
Getränke
Serviceablauf
Sitz und Ausstattung
Komfort-Artikel
Mahlzeiten
Entert. & Business
%
Gesamtwertung
Warmverpflegung auf einem kurzen Inlandsflug wird positiv honoriert und die Abfertigung am Boden war weitgehend reibungslos. Darüber hinaus gibt es nicht viel Positives zu berichten. Die Ausführung des angewinkelten Liegesitzes war grenzwertig, auf der Strecke werden aber sowohl deutlich bessere (A350, B787) als auch schlechtere (Narrow Bodies) Sitzprodukte eingesetzt, sodass die mittlere Wertung das Spektrum gut abdeckt.