Lufthansa, Economy Class, A320
Frankfurt – Paris
Lufthansa wurde kürzlich von Skytrax als erste europäische Airline mit 5* ausgezeichnet. Mit diesem Flug-Review wollen wir beleuchten, wie sich das 5*-Erlebnis als Kurzstrecken-Econony-Kunde im A320 gestaltet.
Wegen einer Zug-Verspätung traf ich erst ca. 55 min vor Abflug am Frankfurter Flughafen ein. Den Check In erledigte ich im AiRail Terminal, wo die Bordkarte am Automaten selbst ausgestellt wurde, das Gepäck aber ohne Wartezeit von einem Mitarbeiter entgegen genommen wurde. Im Hauptterminal muss das auch selbst am Automaten erledigt werden. Die Sicherheitskontrolle im Bereich A war effizient organisiert und es ergab sich keinerlei Wartezeit, sodass ich etwa 10 min vor Boarding an Gate A18 eintraf.
Die Gate-Areale sind schön gestaltet mit unterschiedlichen Sitzgruppen, Tischen und Nespresso-Kaffeeautomaten (kostenpflichtig). Zudem stehen kostenlose Zeitungen in mehreren Ständern zur Verfügung, wobei die Auswahl zu vorgerückter Stunde relativ mager war. Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, dass Lufthansa-Kunden in Abhängigkeit von Status und Kabinenklasse bereits vorab eines bis 20 e-Journals kostenlos abrufen können.
Das Boarding begann 15 min verspätet, war aber gut organisiert. Das Priority Boarding wurde manuell durchgeführt, während Economy-Kunden ohne Status die Self Boarding Gates nutzten.
Der Flug war nicht ausgelastet. Ich hatte Sitz 22F und beide Nebensitze waren frei. Das war auch gut so, denn die Beinfreiheit ist äußerst miserabel, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass Lufthansa mit dem A320 auch deutlich längere Flüge durchführt. Bereits ohne Zurückstellen der Rückenlehne meines Vordermanns stieß ich mit den Knien an der Lehne an. Die Armlehnen sind äußerst schmal, was sich allerdings günstig auf die nutzbare Sitzbreite auswirkt, die ich in Ordnung fand. Der Sitz selbst ist steinhart, der metallene Unterbau ist jederzeit unangenehm spürbar. Eine ausziehbare Kopfstütze gab es nicht. Die Rückstellmöglichkeit des Sitzes ist minimal. Insgesamt halte ich den Sitz der sogenannten „Neuen Europakabine“ von Lufthansa für einen der schlechtesten von Full Service Airlines genutzten.
Um sich ein Mindestmaß an Komfort zu verschaffen, werden Kissen und Decken auf Nachfrage ausgegeben. Ansonsten such man Komfortartikel jedweder Art vergeblich. So gibt es beispielsweise keine Erfrischungstücher und die Toiletten sind nicht mit Pflegelotion, Zahnbürsten oder desinfizierenden Tüchern ausgestattet.
Auch die Unterhaltungsangebote sind überschaubar. Ein Bordmagazin in schöner Qualität steht zur Verfügung, während Audio & Video Angebote fehlen. Insbesondere gibt es keine Deckenmonitore, die den Flugrouten-Verlauf zeigen. Auch WLAN und Steckdosen sind Fehlanzeige. Letzteres limitiert auch den Wert der e-Journals.
Eine Viertelstunde nach dem pünktlichen Start begann der Snack-Service. Leider gab es nur Salami-Sandwiches ohne jegliche Alternative. Es war nicht möglich, vorab eine vegetarische Alternative zu bestellen oder an Bord zu bekommen. Wirklich überraschend war das nicht, nachdem wir kürzlich auf einem vergleichbar langen Flug selbst in der Business Class keine Wahlmöglichkeit hatten (Lufthansa Buisness Class B747). Ich habe das Sandwich als Vegetarier natürlich dankend abgelehnt, aber das beigefügte Foto von einem anderen Flug (als die vegetarische Variante serviert wurde) dokumentiert die Aufmachung. Für eine 5* Airline ist es leider nachdrücklich armselig, dass nicht zumindest einige Schoko- oder Müsliriegel als Backup für Vegetarier bereitstehen, die auf explizite Nachfrage ausgegeben werden könnten. Zumal andere 5* Airlines (z. B. Qatar Airways) auf Flügen dieser Dauer eine Wahlmöglichkeit anbieten und teilweise sogar warme Snacks verteilen.
Etwa 5 min nach den Sandwiches folgte der Getränkeservice. Hier ist Lufthansa stark aufgestellt und bietet neben den üblichen Softdrinks, drei Säften (Orange, Apfel, Tomate), Kaffee und Tee auch Warsteiner-Bier, Weißwein und Rotwein an. Sollte in der Business Class Sekt angebrochen werden, kann man sich in der Economy manchmal an den Resten schadlos halten. Auf diesem Flug war allerdings kein Sekt auf dem Wagen.
Der Service-Ablauf selbst war in Ordnung. Es war kein Problem zwei Getränke zu bekommen und Zitrone und Eis wurde aktiv angeboten. Die Ansagen waren sehr detailreich und verständlich. Besonders freundlich war die Crew allerdings nicht, v. a. die fehlende vegetarische Alternative hätte man diplomatischer kommunizieren können. Wirklich gute Crews hätten vielleicht auch ein übrig gebliebenes (unbelegtes) Brötchen aus der Business Class angeboten. Die fotografischen Aktivitäten zur Erstellung dieses Reviews wurden ungewohnt kritisch beäugt und man versuchte zwei Mal (vergeblich) mich davon zu überzeugen, dass die nächtlich illuminierten Städte doch viel spannender zu fotografieren wären als Sitz und Getränke.
Die Landung in Paris erfolgte pünktlich, allerdings kamen wir durch einen langen Rollweg zum Gate wenige Minuten verspätet an diesem an. Die Gepäckausgabe ging dafür sehr zügig, wobei die meisten Economy-Passagiere offensichtlich nur mit Handgepäck unterwegs waren. Kein Wunder, der günstigste Tarif berechtigt bei Lufthansa (aber auch einigen anderen europäischen Airlines) weder zur Aufgabe von Gepäck noch zu einer kostenfreien Sitzplatzreservierung.
Bewertung und Fazit
Ground Handling
Getränke
Serviceablauf
Sitz und Ausstattung
Komfort-Artikel
Mahlzeiten
Entert. & Business
%
Gesamtwertung
Die 5* Auszeichnung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lufthansa auf der Kurzstrecke ein sehr bescheidenes Komfort- und Service-Niveau anbietet, das sich keinesfalls messen kann mit dem der Golf-Airlines oder vieler asiatischer Airlines. Selbst in Europa gibt es z. B. bei Turkish Airlines oder Air France ein schöneres Gesamtprodukt. Lediglich bei der Effizienz der Bodenabläufe und der Getränke-Auswahl ist Lufthansa in der Kurzstrecken-Economy bei den führenden Airlines.