Lufthansa, Business Class, B747

Berlin – Frankfurt

Nach dem Ende der Air Berlin Ära setzte Lufthansa für eine kurze Zeit einen B747 (Jumbo Jet) zwischen Berlin und Frankfurt ein. Da die Lufthansa Business Class auf der Langstrecke regelmäßig zu den eher teuren Angeboten zählt, war der kurze Flug eine willkommene Gelegenheit, den Sitz zu testen. Um in Anbetracht der Wichtigkeit von Lufthansa für den deutschsprachigen Markt zu einer besonders fundierten Bewertung zu kommen, flogen Chris und ich ausnahmsweise zusammen auf dem gleichen Flug.

Wir kamen am Flughafen Tegel 1:30 vor Abflug an. Den Check In erledigten wir zügig am Automaten. In der zu ca. 60 % ausgelasteten Kabine wählten wir nebeneinander die Sitze 11A und 11C. Das Oberdeck stand für den innerdeutschen Flug grundsätzlich nicht zur Verfügung.

Es folgte ein schneller Besuch der Lufthansa Business Class Lounge außerhalb des Sicherheitsbereichs. Diese war leider wenig ansprechend. Das Buffet bot an Warmspeisen nur Saitenwürste und eine mangelhafte Pasta mit zu weichen Nudeln und geschmackloser Tomatensoße. Die grüne Salatmischung auf dem Salatbuffet war vertrocknet, der Kartoffelsalat präsentierte sich in der typischen Industrie-Qualität. Es standen ferner Mini-Muffins und ein Creme-Dessert zur Verfügung. Die Auswahl an Brot und Brötchen war angemessen (inklusive Brezeln). Die Getränkeauswahl entsprach dem üblichen Standard, allerdings war der J. Oppmann Sekt leer und der Perlwein abgestanden. Die Waschräume boten keinerlei Komfortartikel und der Seifenspender war defekt. Es standen einige Laptoparbeitsplätze zur Verfügung und eine überschaubare Auswahl an Zeitungen war vorhanden.

Etwa eine Stunde vor Abflug folgte die Aufforderung per Durchsage, uns zur Sicherheitskontrolle zu begeben. Der lange, nicht isolierte (teilweise offene) Weg Richtung C-Gates liegt natürlich nicht in der Verantwortung der Airline, war aber dennoch lästig. An der Sicherheitskontrolle gab es keinen Fast Track, es ergaben sich 4 min Wartezeit.

Der Weg zu unseren Gates C40/41 war dann kurz. Gate C40 wurde für das Priority Boarding genutzt, C41 für die Economy Class Gäste. Das Boarding war ordentlich organisiert, erfolgte aber fast 10 min verspätet. Der kurze Fußweg über das Rollfeld entspricht zwar nicht unserem gewünschten Standard (Fluggastbrücke oder komfortabel ausgestatteter Bus), war hier aber als Fotogelegenheit willkommen.

Wir waren unter den ersten Gästen, die an Bord gingen und konnten in der Vorstartphase den Sitz ausgiebig unter die Lupe nehmen und die verschiedenen Funktionen ausprobieren. Der Kabinenbereich nach der ersten Tür war in einer 2-3-2 Konfiguration bestuhlt. In der Sitzposition war das Gestühl hinsichtlich der Breite ordentlich und die Kopfstütze angenehmerweise sehr weit nach oben zu bewegen. Die Sitzhärte konnte eingestellt werden. Bei Einstellung einer geringen Sitzhärte war der Sitz aber dennoch relativ hart, da die Unterkonstruktion spürbar wurde.

In der Liegeposition ist der Abstand zum Vordersitz ab 190 cm Körpergröße (betrifft uns beide) schlicht zu knapp. Die Fußablage ist zu schmal und somit im vorderen Teil nicht effektiv nutzbar. Es war mir nicht einmal ansatzweise möglich gewesen, eine ausgestreckte Liegeposition einzunehmen. Die innere Armlehne war fest angebracht und die äußere Armlehne zumindest manuell mittels eines Hebels höhenverstellbar, allerdings schmal und hart.

Staufächer waren am Sitz nicht sehr üppig vorhanden, für Laptop und Kamera ergeben sich hier beispielsweise Schwierigkeiten, wenn man sie nicht offen unter der Ottomane platzieren möchte. Bei einem fremden Nebenmann wäre die fehlende Privatsphäre (keine Privacy Divider) sehr störend gewesen. Insgesamt muss der Sitz gemessen an den heutigen Standards für die Langstrecke als unterklassig bezeichnet werden, war für den kurzen Flug aber natürlich eine willkommene Abwechslung zu den grauenhaft eng bestuhlten Narrow Body-Maschinen.

Im Gegensatz zu diesen war im B747 natürlich auch ein Audio-Video-on-Demand-System eingebaut. Die Qualität des Bildschirms war nicht überragend und gemessen am Abstand zum Sitz war dieser auch eher klein. Mangelhaft waren der Zustand der Fernbedienung und das sehr wechselhafte Ansprechen der Steuerung über das winzige Touchpad. Der Bose-Kopfhörer war einigermaßen angenehm zu tragen und lieferte eine sehr ordentliche Soundqualität. Leider gab es keine Anhaltspunkte auf eine Reinigung oder einen Austausch der Kopfhörer zwischen den Flügen. Am Fenstersitz war das Staufach des Kopfhörers hinter der Armlehne umständlich zu erreichen und der Kopfhörer schwer zu entnehmen, da der Vornutzer ihn unsachgemäß im Fach platziert hatte. Ungewöhnlich ist die am Fach angebrachte Aufforderung, den Kopfhörer während Taxi, Start und Landung zu verstauen.

Die Auswahl an Filmen und Musik im Entertainment-System war eher überschaubar, da bleibt Lufthansa z. B. deutlich hinter den arabischen Premium-Airlines zurück. Neben dem AVOD war ein kostenpflichtiges WLAN-Angebot vorhanden. Einen Zeitungsservice an Bord gab es nicht, allerdings bestand die bekannte Möglichkeit des e-Journal-Downloads und es gab einen ordentlich bestückten Zeitungsständer am Gate.

Eine große und generelle Schwäche der Lufthansa Short Haul Business Class ist der Pre-Departure Service, der faktisch als nicht vorhanden bewertet werden muss. Es gab keine persönliche Begrüßung, keinen Welcome Drink, keine Handtücher oder Erfrischungstücher und kein Amenity Kit – wenngleich letzteres in Anbetracht der Flugdauer natürlich verzeihbar ist. Speise- und Getränkekarten waren ebenfalls nicht vorhanden. Bei allem Verständnis für einen eingeschränkten Service während der kurzen Flugdauer würden wir eigentlich eine deutliche Schwerpunktsetzung auf den Pre-Departure Service erwarten, wurden in der Hinsicht aber erneut enttäuscht.

Gut 10 min nach dem leicht verspäteten Start wurde mit dem Dinner-Service begonnen. Es gab für alle Passagiere in der Business Class ein standardisiertes Tablett, das wie abgebildet einen kleinen Salat mit Garnele, eine Scheibe Fleisch, Käse mit Feigensenf, ein Dessert, ein warmes Brötchen mit Butter und Schokolade umfasste. Die Vorauswahl eines vegetarischen Essens war weder online noch durch den Ticket Service möglich. An Bord gab es auch keine vegetarische Alternative. Begründet wurde dies damit, dass ein differenziertes Angebot aufgrund der kurzen Flugzeit unmöglich wäre. Diese Begründung ist enttäuschend und natürlich nicht haltbar, da diverse Airlines dies für Flüge mit vergleichbarer Blockzeit auch anbieten, einige selbst in der Economy Class. Auf explizite Nachfrage waren dann zumindest zwei zusätzliche Brötchen zu bekommen. Qualitativ war das Gebotene für Kurzstrecken-Flugzeugessen sehr gut. Die Brötchen waren angenehm kross. Dennoch müssen wir hier wegen der fehlenden Sondermenüs in der Kategorie „Mahlzeiten“ einen deutlichen Abzug verhängen.

Beim Getränkeangebot differenziert Lufthansa auf der Kurzstrecke kaum zwischen Economy und Business Class. Es standen Sekt, eine Sorte Weißwein, Rotwein und Bier, drei Säfte, Wasser und eine kleine Auswahl an Softdrinks bereit. Offensichtlich gingen die Gläser aus, mein Sekt und Cola Zero wurde noch im Glas serviert, bei Chris und den Gästen dahinter gab es dann Economy-Plastikbecher. Eis und Zitrone wurden explizit angeboten. Störend war die Bierwerbung auf den Servietten. Kurz vor der Landung wurde jedem C-Gast noch ein kleiner Schokoladen-Bär überreicht, was wir als nette Geste empfanden.

Nach sehr sanfter Landung kamen wir nahezu pünktlich in Frankfurt am Gate an und konnten ohne aufgegebenes Gepäck den Sicherheitsbereich rasch verlassen.

Bewertung und Fazit

Ground Handling

Getränke

Serviceablauf

Sitz und Ausstattung

Komfort-Artikel

Mahlzeiten

Entert. & Business

%

Gesamtwertung

Bewertet wurde hier ein Kurzstreckenflug und dafür waren Sitzprodukt und Entertainment natürlich sehr ordentlich, sodass trotz der eklatanten Schwächen bei Sondermahlzeiten, Pre-Departure Service und Komfortartikeln gemessen an unseren relativ strengen Kriterien für die Kurzstrecken Business Class eine ordentliche Wertung erzielt werden konnte. Leider setzt Lufthansa auf der Kurzstrecke nur selten Wide Bodies ein und der Sitzkomfort in der A320-Familie ist in beiden Klassen äußerst miserabel. Ein deutlich repräsentativeres Segment für die Lufthansa Kurzstrecken Business Class habe ich nach Valencia getestet und kam zu einer deutlich schlechteren Gesamtwertung (Review folgt demnächst) als bei diesem B747-Flug. Für die Langstrecke betrachten wir den über die Wide Body-Flotte sehr konstanten Lufthansa-Sitz als wenig überzeugend und würden bei gleichem Preis eine Umsteigeverbindung in Kauf nehmen um ein komfortableres Produkt nutzen zu können, zumindest bei einem Nachtflug.

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Bewertung und Fazit